Gefühlsmischungen.

Es ist nicht Capri sondern Büyükada, und die rote Sonne versinkt auch nicht im Meer sondern hinter dem Berg. Fischer gibt es in größerer Zahl.

Am Morgen bin ich zwischen zwei Hügeln inmitten der Stadt Istanbul unter Hunderten, wenn nicht Tausenden von Weißstörchen hindurch gefahren, aber obwohl der Taxifahrer eigens am Straßenrand gehalten hat, damit ich Fotos machen konnte, sind sämtliche Bilder unscharf. Deshalb simuliere ich jetzt ein großes Gefühl in Form von Sonne, Segelboot und Stabreim. Eigentlich hatte ich mich fragen wollen, ob wohl auch die Störche aus Hönnepel, deretwegen ich längst dorthin hätte zurückkehren sollen, bei denen waren, die sich über mir sammelten, um gemeinsam den Bosporus zu überqueren. Das wären Berührungspunkte von ganz anderem Gewicht gewesen als ein deutscher Schlager aus den 40er Jahren. Doch wie ich inzwischen herausgefunden habe, ziehen die niederrheinischen Störche über Gibraltar, während ihre Berliner Artgenossen die Route über Istanbul nehmen. In welchem emotionalen Verhältnis ich zu letzteren stehe, weiß ich nicht. Meine Tochter ist Berlinerin. Vielleicht muss ich mir das öfter sagen.