In der kleinen Moschee beim Grabmal des Sufiheiligen Pir Seyyid Hasan Hüsameddin Uşşak sitzt ein uralter, winziger Derwish auf dem Boden, schaut in einen Taschenspiegel und bringt seinen schönen Bart in Form. Anschließend schiebt er längere Zeit fünf oder sechs Münzen nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten auf dem Teppich hin und her. Danach betet er einige Rakat, setzt sich wieder, wirft abermals die Münzen, kommt schließlich zu mir herüber und beginnt zu reden. Dass ich kein Wort verstehe, stört ihn nicht, weshalb sollte es auch. Ich habe den Eindruck, dass er mir verschiedene Dinge erläutert, die wichtig für mich sind. Er deutet mehrfach auf den Türkisring an meiner rechten Hand. Ich fürchte, dass etwas damit nicht stimmt, dann reibt der Derwish seine beiden Zeigefinger gegeneinander, weist auf sein Herz und mein Herz, abermals auf den Ring, bis ich ihn vom Finger ziehe und ihm gebe. Er geht in den hinteren Teil der Moschee, nach einer Weile kommt er wieder, gibt mir den Ring zurück, zeigt jetzt auf den Ring an meiner anderen Hand, meinen Lieblingsring, mit einem sehr leuchtenden Karneol, den ich ihm genauso widerspruchslos gebe wie den ersten, denn jede Form des Widerspruchs wäre dumm und außerdem zwecklos. Meinen Karneolring steckt er sich sogleich an, betrachtet ihn zufrieden, deutet erneut auf sein Herz und mein Herz, macht Gesten, die für „Gebet“ stehen, weist dann auf ein sehr kleines Sofa voller Decken und Tüten rechts an der Wand, legt seinen Kopf schräg und seine Wange auf die flach gefalteten Hände, bis ich begreife, dass er dort schläft – dass diese Moschee bei den Heiligengräbern sein Zuhause ist. Jetzt zeigt er auf mich, führt seine Rechte zum geöffneten Mund, sagt „Ekmek“ – eines der sieben türkischen Worte, die ich kenne, es heißt „Brot“ –, steht auf, holt eine Tüte von seinem Sofa mit einem Weißbrot darin, bricht ein großes Stück ab, gibt es mir und fordert mich auf, ihm zu folgen. Weiter hinten darf ich mich an einen kleinen Tisch setzen und essen, dazu bietet er mir einen Becher Wasser an aus den großen Flaschen, die dort unter einer Anrichte stehen. Als ich mich schließlich verabschiede, sind anderthalb Stunden vergangen. Er wiederholt die Gesten, die Herzensverbundenheit und Gebet bedeuten. Mein Ring sieht an seiner Hand so viel besser aus als an meiner. Ich kann mich nicht erinnern, was er seinerzeit gekostet hat, bin aber sicher, dass ich gerade eines der besten Geschäfte meines Lebens gemacht habe.